Café Engelskantine©

Blog #03

Wo das Café ist? Na, gleich um die Ecke. Warte kurz, ich beschreib dir den Weg dorthin.

Also, du kennst ja das große Theater, oder? Ja genau, das Schauspielhaus, wo immer diese dramatischen Aufführungen statt finden! Gestern war ich wieder einmal dort drinnen. Großes Regietheater kann ich dir sagen! Komplett ausgebucht! 'Viel Drama um nichts' hieß die Aufführung. Genau, das berühmte Theaterstück von dem ganz berühmten Dichter und Regisseur, der selbst auch immer mitspielt in den Aufführungen.

Jedenfalls bin ich auch gleich mitten drin und lasse mich mitreissen von den dramatischen Ereignissen. Ich kann mich sehr gut einfühlen, weißt du. Ich leide, fühle und weine innerlich, als würde ich die Ereignisse selbst miterleben und bedaure sogar die Schauspieler, so als wäre das alles echt. Gott sei Dank ist es eh alles nur Theater, aber zugegeben, die Akteure verstehen ihr Handwerk.

Der Vorhang fällt und ich steige die Theaterhaustreppen hinab, immer noch tief von den Bühnengeschehnissen beeindruckt. "Das war die Zeit und den Aufwand wert", denke ich mir, "ich kann doch immer wieder viel lernen aus den Aufführungen". Außerhalb der Theaterpforte angekommen, überlege ich, wie und wo ich den aufregenden Abend jetzt wohl aus- und vor allem abklingen lassen könnte.

Ich drehe mich mal so intuitiv um die eigene Achse. Da sehe ich doch gleich um die Ecke ein Lokal und gehe darauf zu. Nein, verfehlen kann man es eigentlich nicht. Draußen ist so eine große Leuchtschrift angebracht mit 'Café Engelskantine©' und riesige rosaweiße flauschige Flügel auf allen Seiten des Lokals. Sehr hübsch!

Noch bewegt von den Theaterereignissen trete ich ins Lokal. Ein Kellner hält mir die Türe auf, nimmt mir den Mantel ab und sagt, "Setzen sich sich gerne dorthin, wo Sie möchten, Sie können sich den Tisch selbst aussuchen. Wo immer es ihnen gefällt!". Von außen schien das Café gut besucht zu sein, aber innen finde ich tatsächlich genug Möglichkeiten, mir einen freien Tisch auszusuchen. Was soll ich sagen, himmlisches Interieur! Offen, hell, mit weichem angenehmen Licht, geräumig und doch behaglich, klassisch und gleichzeitig modern. "Ein Meisterwerk", denke ich spontan. Aber du wirst es dir ja vielleicht auch mal anschauen, dann können wir uns gerne darüber austauschen, wie es dir gefällt. Also ich fühlte mich jedenfalls gleich wie auf Wolke Sieben.

Wie ich da schon ein Weilchen sitze und die Speisekarte studiere, die am Tisch liegt, höre ich neben mir eine sehr freundliche Stimme sagen "Hallo! Herzlich Willkommen! Wie schön, dass Sie zu uns gefunden haben! Haben Sie schon gewählt? Lassen Sie sich aber bitte sehr gerne genügend Zeit dafür!" Neben mir steht das wohl freundlichste Wesen, das ich jemals getroffen habe und zwar in Form der Kellnerin. Ich gebe meine Bestellung auf, sie muss es gar nicht mitschreiben und nach einigen Minuten bringt sie mir alles und sagt: "Lassen Sie es sich gut schmecken! Übrigens, das Getränk ist gratis. Geht auf‘s Haus!". Sie zwinkert mir zu und gleitet von dannen. Und mir ist es, als hätte ihre heitere Fröhlichkeit auch einen Hauch Frohsinn auf meinen Platz geweht, denn plötzlich fühle ich mich irgendwie viel friedlicher. Das Theaterdrama ist verblasst und meine Aufgewühltheit auch.

Ich schaue mich ein bisschen um und sehe überall gut gelaunte und fröhliche Menschen sitzen, teils allein, zu zweit oder in Gruppen und während ich diese ein wenig beobachte, merke ich, dass die Leute, sobald sie eintreten, irgendwie ihre Körperhaltung verändern, plötzlich nicht mehr hektisch gestikulieren, sondern irgendwie beginnen ruhig zu werden, sobald sie den Fuß über die Schwelle setzen. Die Kellnerinnen und Kellner gehen leichtfüßig zwischen den Tischen und Gästen umher, man könnte fast meinen sie schweben, und dabei nehmen sie die Bestellungen auf und servieren liebevoll Essen und Trinken.

Ich bin noch nicht lange im Café, da werde ich auch schon von den Gästen am Nebentisch angesprochen und eingeladen, meinen Sessel doch zu ihnen hinüberzurücken, wenn ich das möchte. Einige an dem Tisch waren übrigens auch im selben Theaterstück wie ich und es gibt wahrlich einiges auszutauschen und auch zu lachen. Ich sage zur zuvorkommenden Kellnerin, "Sie sind ein Engel! Vielen Dank!", als sie ungefragt den leeren Wasserkrug gegen einen vollen austauscht. Sie zwinkert mir schelmisch zu und sagt, "Sehr gerne geschehen! Fühlen Sie sich einfach weiterhin wohl, das ist unsere größte Freude!".

"Wie schön, dass Sie zu uns gefunden haben", sagt am Ausgang dann auch der freundliche Kellner, hilft mir in meinen Mantel und öffnet die Tür für mich und die ganze Gruppe. "Beehren Sie uns doch recht bald wieder! Wir freuen uns immer auf Ihren Besuch!" und gibt jedem von uns die Visitenkarte des Restaurants und ein Säckchen Pefferminzbonbons. Ganz beschwingt gehe ich leichtfüßig nach Hause.

Ich bin nicht sicher, ob du das weißt, aber ich bin ein echter Theaterfan und daher schaue ich mir vielleicht am kommenden Wochenende auch die Fortsetzungsaufführung 'Viel Drama um alles' an und wie schon der erste Teil wird sicherlich auch der zweite ein voller Publikumserfolg. Ich habe gehört, dass es schon bei der Premiere standing ovations gab. Es würde mich nicht wundern, wenn ich wieder ein paar der lieben Bekannten aus dem Lokal träfe. Es soll ja sogar noch ein dritter Teil herauskommen: 'Noch mehr Drama? Alles? Nichts? Oder wie Jetzt?'. Wer weiß, vielleicht gibt es dann nicht nur standing ovations, sondern es werden sogar Blumengebinde auf die Bühne geworfen? Das wäre natürlich ein Spektakel! Ich denke, das werde ich dann spontan entscheiden.

Ja und danach? Um die eigene Achse, um die Ecke und ins 'Café Engelskantine©'! Die haben auch abends immer lange geöffnet, winters wie sommers und sowieso alle Jahreszeiten. Wundervoll gemütlich und entspannend. Ach ja und falls Du Musik magst, in der Mitte des Raumes steht eine Jukebox und die ist immer gratis bedienbar. Man braucht kein Geld einzuwerfen, sondern drückt einfach nur den gewünschten Knopf, wenn man will. Das eine und andere Mal trifft man dort sogar Leute, die ihre Musikinstrumente auspacken und bald tanzt und singt das ganze Lokal dazu. Immer wieder gibt es draußen auf der Terrasse gratis Yoga und Pong Youp und allerlei weitere interessante Angebote. Seelenwellness pur.

Seltsam, früher ist mir das Lokal gar nicht aufgefallen, und jetzt kommt es mir so vor, als wüchsen die Filialen wie Pilze aus dem Boden. Übersehen kannst du sie eigentlich nicht mehr, auch wegen der corporate identity©! Sozusagen fast unübersehbar und unverwechselbar. Nomen est omen halt.

Übrigens, seit kurzem beginnt sich immer öfter der Gedanke in mir zu formen: "Ich könnte das Theater vorher ja auch einfach mal ganz weglassen und gleich ins 'Café Engelskantine©' gehen!" Jetzt wo ich weiß, wo und wie es ist. Aber das entscheide ich dann wohl ganz spontan.

Vielleicht treffen wir uns ja mal dort? Das würde mich freuen!

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Doris Herzog

  • Die Lichtbloggerin ©

doris.herzog@imjetztleben.at


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